Faschingsball

Erzählt von Heinz Weiß
Bei den Faschingsbällen waren wir Spieler immer alle bestrebt, maskiert an den Veranstaltungen des Vereins teilzunehmen. Mein Bruder Georg und ich traten als Trainer und Spielführer einer neu gebildeten Mannschaft auf. Der Auftritt begann mit uns beiden. Georg war in seinem Torwartdress und brachte seinen Strohreisekoffer mit, der mit vielen Aufklebern versehen war, auf welchen die leider schlechten Spielergebnisse der damaligen Vorrunde in der B-Klasse vermerkt waren. In dem Koffer waren die Gegenstände, die in dem Text genannt sind und immer Beziehung zu den jeweils angesprochenen Spielen hatten.

Nach dem Hinweis auf die Amazonenmannschaft ertönte ein besonderes Signal, die Saaltür ging auf und herein kam unsere neue Fußballelf. Alle Mannschaftmitglieder waren mit langen, gleichfarbigen Trainingsanzügen bekleidet. Auf dem Kopf trugen sie dunkelblaue Schirmmützen, deren Ohrenklappen weit heruntergezogen waren, denn es war ja ein strenger Winter. Die Gesichter waren von schwarzen Gesichtsmasken verhüllt.

Die Damenmannschaft mit "Betreuern"
Dann begann das Schautraining, um nicht zu sagen, Fußballballett, das wir abziehen wollten, um in Zukunft unsere Gegner zu verwirren. Bald schon wurde es den Teilnehmern zu heiß, und sie mußten die Hüllen fallen lassen. Unter der blauen Trainingsjacke kam das rote Vereinstrikot der 1.Mannschaft zutage. Nachdem die lange Trainingshose abgelegt war, standen alle "Fußballer" in langen weißen Unterhosen vor dem johlenden Publikum. Immer anstrengender wurde das Trainingsprogramm, so dass schließlich auch die langen Unterhosen wegfallen mußten. Und nun erschienen nicht etwa die bekannten, krummen Fußballerhaxen, sondern anmutige, schlanke Mädchenbeine. Nach weiterer körperlicher Anstrengung wurden auch die Mützen abgenommen. Ob auch die Gesichtsmasken fielen, weiß ich heute nicht mehr. Auf alle Fälle hatte der FSV die erste Fußball-Damenmannschaft von Mittelfranken der staunenden Öffentlichkeit vorgeführt. Die ganze Mannschaft bestand aus Freundinnen der Spieler und jungen Mädchen aus dem Dorf. Einen Auftritt dieser Mannschaft auf dem Fußballplatz gab es leider nicht.
Für uns direkte Teilnehmer war aber auch die Vorbereitung schon ein großes Vergnügen. Sehr gut klappte die Geheimhaltung in den Wochen der Vorbesprechungen. In Altdorf wunderte man sich beim "Soldner" und bei "Textil-Schmidt", dass plötzlich so viele junge Mädchen aus Weißenbrunn lange Unterhosen für Brüder oder Verwandte brauchten. Das Umkleiden am Ballabend fand bei Dauphins statt. Als die Mädchen schließlich alle verkleidet und maskiert waren, wussten wir untereinander selbst nicht mehr, wer eigentlich unter der jeweiligen Maske steckte. Sie waren alle äußerlich so völlig ähnlich, dass man jedesmal nachfragen oder unter der Gesichtsmaske nachsehen musste. Übrigens war es gar nicht so einfach gewesen, genügend Mädchen zum Mitmachen zu bewegen. Aber ihr Auftritt war ein großer Erfolg.
FUSSBALLSPORTVEREIN WEISSENBRUNN 1949 e.V.